Der Wilhelmsplatz liegt in Offenbach

Natürlich wissen wir, dass manche Leute das schon wissen. Da aber in den letzten Tagen und Wochen hier einige merk-würdige Dinge geschehen sind, dachten wir ... [Weiter]

Der Neue Wilhelmsplatz - Blutige Pflastersteine aus Kinderarbeit?


Bild von Wilhelm S. Platz

By Wilhelm S. Platz - Verfasst am 10 Dezember 2009

Hauptsächlich in Indien und China werden Pflastersteine in vielen Steinbrüchen von Kindern zwischen 9 und 14 Jahren geschlagen und landen dann als Billigangebote auf dem deutschen Markt. In München, Köln und vielen anderen deutschen Städten wurden solche Pflastersteine aus Entwicklungsländern offenbar ungeniert auf öffentlichen Flächen verlegt. Die Stadt Offenbach hat sich bereits im November 2004 in vorbildlicher Art und Weise gegen die Verwendung von Produkten aus Kinderarbeit ausgesprochen. Aber hat sie sich wirklich auch an ihre vollmundigen Verlautbarungen gehalten? Normalerweise wäre das eine Selbstverständlichkeit, doch gerade am Wilhelmsplatz kommen ernste Zweifel auf. Denn auf eine entsprechende Nachfrage hat die Stadt Offenbach seltsamerweise nicht reagiert und die Vorlage des angeblich existenten Unbedenklichkeitstestats verweigert: „Ich bitte Sie jedoch um Verständnis, dass Unterlagen, die das Vertragsverhältnis zwischen einem Auftraggeber und einem Auftragnehmer berühren, nicht zur Verfügung gestellt werden können.“ „Vielmehr entspricht es einem allgemeinen Grundsatz der Verwaltung, keine Unterlagen zu einem laufenden Projekt an Dritte weiterzugeben.“ Wer sich an seinen selbstgesetzten Maßstäben messen lassen will und nichts zu verbergen hat, braucht sich doch nicht hinter leeren Phrasen zu verstecken? Es sei denn, man weiß möglicherweise doch nicht so genau, woher die Steine wirklich kommen. Ich denke mal, die Stadt Offenbach ist vorliegend in der Pflicht. Man sollte dort die strikte Verweigerungshaltung noch einmal selbstkritisch überdenken und den bestehenden Erklärungsbedarf so schnell wie möglich beseitigen.
Free Tagging (Freies Zuweisen von Kategorien)
Eine gute Frage! Zunächst einmal die gute Nachricht; die Stadt hat die Verweigerungshaltung aufgegeben und Einsicht in die datenschutzrechtlich neutralisierten Unterlagen gewährt. Aber: Normalerweise gibt es für Pflastersteine ein Testat von Fair Stone, Xertifix oder IGEP. Diese Zertifizierung umfasst die gesamte Produktionskette vom Steinbruch bis zum fertigen Produkt und trifft dazu auch die klare Aussage, daß diese Steine - was Kinderarbeit betrifft - vollkommen unbedenklich sind. Man kann beispielsweise auch ganz genau nachvollziehen, aus welchem Steinbruch die Steine kommen und in welchem Betrieb sie weiterverarbeitet wurden. Die Stadt Offenbach hat indessen folgende Unterlagen vorgelegt: 1. Ein Schreiben des deutschen Baustoffhändlers an die ausführende Baufirma mit dem (einzigen)Inhalt, daß die Türkei die ILO-Konventionen ratifizert hat (mit dem Text der ILO Konvention 138 als Anlage) und damit also die Kinderarbeit in der Türkei verboten sei. 2. insgesamt 3 Lieferscheine über Kleinpflastersteine "Basalt Türkei (wie bemustert)" vom Zwischenlager in Deutschland mit Lieferziel Wilhelmsplatz. Ob damit der Nachweis über die Herkunft und Unbedenklichkeit der Pflastersteine als erbracht angesehen werden kann, kann jetzt jeder für sich selbst entscheiden. Und bei der Entscheidungsfindung vielleicht auch berücksichtigen, dass in der Türkei trotz des Verbots nach Angaben der Hilfsorganisationen immer noch geschätzte 6,5 Millionen Kinder arbeiten müssen.

Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.
  • Zeilen und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Zulässige HTML-Tags: <a> <em> <strong> <cite> <code> <ul> <ol> <li> <dl> <dt> <dd> <img> <h1> <h2> <h3>
  • PHP-Code kann verwendet werden und in <?php ?>-Tags eingeschlossen werden.
  • Internet- und E-Mail-Adressen werden automatisch umgewandelt.

Weitere Informationen über Formatierungsoptionen

CAPTCHA
Diese Frage hat den Zweck, automatisierte Einträge (Spam) zu verhindern.
Bild-CAPTCHA
Enter the characters shown in the image.